Ideen eines Grünschnabls

Die "Tiroler Wirtschaft" (http://www.tirolerwirtschaft.at), die Zeitung der Wirtschaftskammer Tirol hat mir in ihrer aktuellen Ausgabe einen großen Kommenar gewidmet, den ich niemandem vorenthalten will:

MEINUNG
Ideen eines Grünschnabls
CLAUSMEINERT, claus.meinert@wktirol.at

Ein bis dato eigentlich nahezu unbekannter Zeitgenosse aus den hinteren Reihen der grünen Politiker ließ kürzlich aufhorchen: Er forderte, dass Betriebe in Tirol, die mehr als zehn Mitarbeiter haben, Lehrlinge ausbilden müssen. Wenn nicht, soll abgestraft werden. Der junge Mann, Gebi Mair (24) fordert eine sogenannte Strafsteuer.

Man könnte nun die Hände in den Schoß legen und sagen: Okay, wie soll dieser Grünschnabl auch wissen, was in den Betrieben los ist? Was zum Beispiel abgeht, wenn ein Lehrling so mir nichts dir nichts von heute auf morgen einfach nicht mehr antanzt? Was abgeht, wenn ein Lehrling dem Lehrherrn frank und frei seine Meinung sagt, obwohl ihn niemand danach gefragt hat und prinzipiell nicht das tut, was verlangt wird? Was in einem Lehrherrn vorgeht, wenn der Lehrling am Montag in der Früh nicht einmal mehr "Guten Morgen" rausbringt, weil er die Nächte des Wochenendes wieder einmal zum Tag gemacht hat.

Lieber Herr Mair! Da kommt es dann in der Praxis - das ist das, von dem Sie aufgrund Ihres Studentendaseins wohl noch sehr wenig Ahnung haben - schon einmal vor, dass beim Lehrherrn, der ja letztlich für die Ausbildung verantwortlich ist, der Geduldsfaden reißt.

Mir ist natürlich klar, dass Sie als Spitzenkandidat der Grünen in Innsbruck für die Landtagswahl möglichst auffallen, für Furore sorgen müssen. Wahlkämpfen nennt man das. Und mir ist auch klar, dass den Grünen keine Provokation zu weit geht, um in die Medien zu kommen.

Aber eines, Herr Grünschnabl Mair, dürfen Sie sich schon jetzt hinter Ihre grünen Ohren schreiben: In den Bereichen Lehre, Bildung, Potenzialanalyse etc. passiert derzeit so viel wie nie zu vor. Aus ganz einfachem, natürlich auch eigennützigem, Grund: Alle demographischen Zahlen weisen darauf hin, dass wir auf einen eklatanten Lehrlings- und Facharbeitermangel zusteuern. Es braucht also für die Zukunft und die Erhaltung des Wohlstandes jede zur Verfügung stehende Kraft.

Was es aber ganz sicher nicht braucht, sind Ihre Lösungsvorschläge, die leicht durchschaubar und letztlich billig und populistisch sind!

© 2008 - Tiroler Wirtschaftskammer


Ich habe daraufhin einen Leserbrief an die "Tiroler Wirtschaft" geschickt und bin gespannt, ob sie ihn abdrucken:


Gerechte Verteilung statt Trittbrettfahren
Leserbrief eines Grünschnabels


Ich habe den Vorschlag einer „Lehrstellenabgabe“ in die Diskussion geworfen. Diese Lehrstellenabgabe soll so aussehen, dass Betriebe mit mehr als 10 MitarbeiterInnen und weniger als 7% Lehrlingen eine Steuer zahlen müssen, analog der Behindertenausgleichstaxe. Kleinere Betriebe und Unternehmen ohne Lehrberufsbilder sollen selbstverständlich ausgenommen sein.

Ich habe mir eigentlich Unterstützung für diesen Vorschlag von der Wirtschaftskammer erhofft und nicht die Betonwatschn. Warum? Wer derzeit Lehrlinge ausbildet, hat die Belastung. Und wer keine ausbildet, kann sich als Trittbrettfahrer betätigen und die fertig ausgebildeten Lehrlinge einstellen. Eine Lehrstellenabgabe ist deshalb vor allem eine Umverteilungsmaßnahme unter den Betrieben: von den trittbrettfahrenden Nicht-
Ausbildnern zu den engagierten ausbildenden Unternehmen. Die Vorarlberger Metall- und Textilindustrie hat das schon lange erkannt und kennt seit 1978 eine Lehrstellenabgabe, die für mehr Gerechtigkeit zwischen den einzelnen Unternehmen sorgt.

Eine Lehrstellenabgabe schafft mehr Ausgleich zwischen ausbildenden und trittbrettfahrenden Unternehmen. Damit bietet sie genau die von der Wirtschaftskammer geforderte Unterstützung für jene, die sich die Arbeit antun und Lehrlinge beschäftigen. Ich bin aber überzeugt davon, dass es neben der Pull-Maßnahme auch die Push-Maßnahme braucht. Gerade weil es nicht immer nur angenehm ist, Lehrlinge ausbilden: So lange die Lehrlingsausbildung direkt an einen Arbeitsplatz gekoppelt ist, ist es nur fair, die Lasten gerecht zwischen den Unternehmen zu verteilen.

Eine Bemerkung sei mir noch zu Ihrem Kommentar erlaubt: In meiner Schulzeit habe ich gelernt: „Wer nicht fragt bleibt dumm.“ Und deshalb freue ich mich, wenn Lehrlinge auch ungefragt ihre Meinung sagen und bin überzeugt, dass das den meisten AusbildnerInnen gleich geht.

Mit freundlichen Grüßen
Gebi Mair, Gemeinderat Die Grünen

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