Schwullesbische Literatur in die Schulen!

Gregor Faistauer und Martin Plöderl haben die erste österreichweite große Studie zur Schulzeit schwuler Männer durchgeführt. Ihr Ausgangspunkt dabei ist die Feststellung der Bildungsministerin Elisabeth Gehrer in einer Anfragebeantwortung an die Grüne Bundesrätin Eva Konrad, in der sie festhielt, dass SchulpsychologInnen und SchulärztInnen erste AnsprechpartnerInnen für lesbische oder schwule SchülerInnen seien. Tatsache ist, dass in keinem einzigen Lehrplan die Worte „schwul“, „lesbisch“, „bisexuell“ oder „transsexuell“ etc. zu finden sind.

Ergebnisse der Studie

Knapp ein Drittel der ca. 500 befragten schwulen Teilnehmer war in der Schule als schwul geoutet. Das sind deutlich weniger als in einer Berliner Untersuchung, laut der sich dort 86% der schwulen/bisexuellen Jugendlichen in der Schule geoutet hatten. Als Grüne wurden Angst vor Spott durch MitschülerInnen (45%), vor Scham (33%), Angst vor Eltern (29%) und immerhin noch 18% Angst vor LehrerInnen angegeben.

Von Interventionen von LehrerInnen gegen homophobe Äußerungen berichteten nur 16% der Teilnehmer.

17% der Teilnehmer berichteten von mindestens einem Suizidversuch, das ist eine sechsfach erhöhte Suizidversuchsrate zum männlichen Durchschnitt. Erlebnisse in der Schule wurden dabei von etwa der Hälfte als Haupt- oder Mitgrund genannt.

Jugendliche beziehen ihre Informationen über Homo- oder Bisexualität zu über 60% aus Medien, 25% aus Büchern und Zeitschriften, 20% aus dem Freundeskreis, 10% aus der Schule und 5% aus der Familie. Nur 1% berichtete, in der Schule seien hilfreiche Broschüren aufgelegen, 3% berichteten davon, dass Broschüren auflagen, die nicht hilfreich waren. Nur 6% der Teilnehmer fanden an ihrer Schule Bücher zum Thema Homosexualität vor. Zwei Drittel der Befragten gaben an, Homo- oder Bisexualität sei im Unterricht kein Thema gewesen. Von jenem Drittel, bei dem Homo- oder Bisexualität Thema gewesen war, gaben nicht einmal 20% an, dass auch das Coming Out Thema gewesen sei.

23% der Teilnehmer gaben an, mit MitschülerInnen über Homo- oder Bisexualität gesprochen zu haben, währen nur 3% SchulärztInnen oder SchulpsychologInnen als AnsprechpartnerInnen nannten.

Einige statistisch relevante Zusammenhänge im Schulklima können gezeigt werden, die dazu geführt haben, dass Schüler sich in der Schule eher geoutet haben. Darunter insbesondere:
- wenn es andere offen schwul oder lesbisch lebende MitschülerInnen gab
- wenn es offen schwul oder lesbisch lebende LehrerInnen gab
- wenn es LehrerInnen gab, mit dem man über Homosexualität reden konnte
- wenn LehrerInnen gegen homophobe Äußerungen intervenierten
- Broschüren zum Thema Homosexualität in der Schule auflagen
- Bücher in der Schulbibliothek zum Thema Homosexualität auflagen
- Homosexualität im Unterricht thematisiert wurde

Die Studie zeigt, dass insbesondere schulatmosphärische Faktoren mit mehr Akzeptanz zusammenhängen. Diese Faktoren führten zu einer höheren Rate an geouteten Schülern und statistisch relevant auch zu einer niedrigeren Suizidversuchsrate.


Gebi Mair forder schwul/lesbische Aufklärungsliteratur für die Innsbrucker Schulbibliotheken.

Der Grüne Antrag

Gemeinsam mit AIDS-Hilfe Tirol, HOSI Tirol und AFLZ soll die Stadt Innsbruck für die Schulbibliotheken in Innsbruck eine Grundausstattung an Literatur ankaufen, die lesbisches und schwules Leben positiv bewertet. Für ein erstes Paket sind 8.500 Euro ausreichend. Eine Auswahl von Literatur liegt bei der Pressekonferenz auf.

Sexualaufklärung, insbesondere auch in den Pflichtschulen ist Teil von Persönlichkeitsbildung und Gesundheitserziehung. Das Wissen über und die Akzeptanz der eigenen Körpers sind aus GRÜNER Sicht zentrale Lerninhalte für Kinder und Jugendliche. Dabei geht es um technisch-biologische Informationen einerseits, aber auch sehr stark um emotional-psychische Informationen. Gerade in diesem Bereich herrscht in den Pflichtschulen ein Mangel an Literatur, die lesbisches und schwules Leben positiv bewertet. Es braucht Behandlung im Unterricht, es braucht aber auch die Möglichkeit, individuell und auch ohne das Wissen anderer, Literatur zu lesbischen und schwulen Themen vorzufinden. Gerade wenn es schwierig ist, entsprechende Literatur zu Hause zu haben – gegenüber Vätern die die Outing-Rate immer noch am niedrigsten, auch bei erwachsenen Schwulen – muss die Schule einspringen und diese Möglichkeit bieten.

Das Klima, wie über Lesben und Schwule gesprochen wird, ist relevant für das Gefühl der Akzeptanz. Wir erwarten uns vom Gemeinderat eine offene und ernsthafte Diskussion über lesbische und schwule Schulbücher.

--
Nachtrag:

Im Gemeinderat wurde der Antrag auch mit den Stimmen der Innsbrucker SPÖ-Führung abgelehnt. Für Innsbruck, ÖVP, FPÖ, Freie Liste, Liberales Innsbrucker und Tiroler Seniorenbund stimmten sowieso wie erwartet dagegen.



Weiterführende Informationen

HOSI Tirol
http://www.queertirol.com

Die Studie zum Download:
http://www.hosi.or.at/html/doc/Endfassung%fertig.pdf

Du bist nicht allein, C.O.-Seite:
http://www.dbna.de

Schwule Lehrer in der GEW:
http://www.schwulelehrer.de

Lesbische Lehrerinnen in der GEW:
http://www.lesbische-lehrerinnen.de/

Ulrike Lunaceks Blog:
http://www.dielunacek.at

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